Donnerstag, 29. September 2011

Shopping-Mall mit über 20.000 m² Verkaufsfläche in Kaiserslautern?


(SV) Die Bürgerinitiative „Neue Mitte Kaiserslautern”, die sich für eine offene und gute Information zu Bauvorhaben der Stadt sowie eine stadt- und bürgergerechte Steigerung der Attraktivität des Stadtkerns einsetzt, übergab am 10. August 2011 der Stadt Kaiserslautern 10.835 Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Die BI will mit einem Bürgerentscheid die Pläne des Stadtrats zur Verwirklichung einer Shopping-Mall am Standort Karstadt/Alter Theaterplatz zu Fall bringen.
Rheinpfalz 
Neue Mitte Kaiserslautern

Die Attraktivität von Stadtkernen ist grundsätzlich ein Reizthema, weil der Trend zu Straßenschluchten geht. Postmoderne Klotzbauten am Saarbrücker Bahnhof, regelrechte Klotzlandschaft, aber auch sehr imposante Hotel-(Havenwelten) und "Mediterraneo"-Gestaltung im Wert von 500 Mio € in Bremerhaven mit Imitation des 18./19. Jahrhunderts mediterran im Innern


Die Shopping-Malls, Passagen, Galerien sprießen überall aus dem Boden. Hamburg, Berlin, Köln, München, völlig egal, die Malls sind auf dem Vormarsch, und das schon seit etlichen Jahren. Das Erscheinungsbild außen wie innen ist weitgehend austauschbar. Einen kleinen Überblick über Formen und Dimensionen findet man auf der Referenzliste des Dienstleistungsunter- nehmens Krumme, siehe h i e r.


Saarbrückens Europa-Galerie von ihrer schönen Seite,
auf der Rück- und Nebenseite eher hässlich (c Saarbrücken Touristik)

Bremerhaven, Mediterraneo innen (c mediterraneo)

Hamburg, Europa Passage, nahtlos eingebunden
in die Straßenschluchten (c Hamburg Touristik) 

Hamburg, Europa Passage innen,
eine echte Future World (c Hamburg Touristik)
Die Ergebnisse sind oft erschütternd, in Wilhelmshaven, Bremerhaven, Bremen, Saarbrücken und andernorts dominieren kantige, protzige Großlösungen. Im Innern ein Konsumfest, alles auf einem Haufen, aber nicht gerade billig. Staunlandschaften für die Geringverdiener, was es alles zu welchen Preisen gibt. Die Klotzlösungen außen sind deprimierend für die Stadtgesichter, vertreiben die Menschen am Abend. Die Shoppingparadiese werden vielerorts zwischen 20 und 22 Uhr geschlossen. Danach gähnende Leere und Sterilität. 

Entstehen Betonwüsten jetzt wieder neu, nachdem man eine Zeitlang die Belebtheit und Menschlichkeit der Stadtinnenkerne betonen wollte? Ist dieses Cocooning der geeignete Weg? Platz-, Geld- und Zeitprobleme sowie schnelle Verfügbarkeit für den Konsument bewegen oft vorrangig zu diesen Projekten. Wie wäre es denn mit einem riesigen Alternativprojekt à la Hundertwasser? Begrünt, verschachtelt, biologisch, gemütlich, von Künstlern und Menschen für den Menschen gebaut? Farben, Formen, Wohlfühlorte? Der Bahnhof in Uelzen, das Krawina-Haus in Wien z.B. sind solche Ort. Hier möchte man länger bleiben, wohnen, leben ... In der angestrebten Shopping Mall dagegen raubt es einem den Atem vor lauter stickiger Konsumluft und Stahl-Beton-Glas-Sterilität ...Da helfen auch die Idyllimitate aus Bayern, Tirol, Mittelmeerraum nicht mehr.

Die Befürworter der Kaiserslauterner Mall sowie der kompletten Neustrukturierung des Verkehrskonzeptes im Stadtinnern haben sich im Kommentar unten eingetragen. Die gewünschten Straßenperspektiven erinnern an die gesichtslosen postmodernen Konsumschluchten, wie sie seit einigen Jahrzehnten allerorts propagiert und in einigen weiteren Jahrzehnten ebenfalls als Umweltsünden abgetan werden. Keine Nachhaltigkeit in der Planung und Zukunftsgestaltung, vor lauter Mode ...



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