Institut der deutschen Wirtschaft, Thomas Obst: Die deutschen Exporte stagnieren seit mehr als einem Jahr. Der angeschlagene Welthandel kommt durch hohe Frachtraten erneut unter Druck. Beides belastet den deutschen Außenhandel.
Der internationale Schiffsverkehr ist die Achillesferse des globalen Welthandels. Seit den Angriffen der Huthi-Rebellen müssen Containerschiffe große Umwege in Kauf nehmen – mit Folgen für die Frachtraten und Aufwärtsrisiken bei der Inflation in Deutschland.
Was die steigenden Frachtraten für die deutsche Außenwirtschaft bedeuten:
◾ Die deutsche Exporttätigkeit läuft im Jahr 2024 nur sehr gedämpft. Insgesamt sind die deutschen Exporte im 1. Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,6 Prozent gesunken. Aber vor allem der Handel mit Drittländern leidet. Lagen Exporte in Nicht-EU-Staaten im April noch bei über 62 Milliarden Euro, sind sie im Juli auf 58,7 Milliarden Euro gesunken.
◾ Die Lieferzeiten verzögern sich für wichtige Vorleistungsprodukte der deutschen Wirtschaft deutlich, mit bereits spürbaren Auswirkungen auf den deutschen Einzelhandel.
◾ Stark steigende Frachtraten bedeuten Aufwärtsrisiken bei der Inflation. Diese ist im Euroraum und in Deutschland im Juli erneut angestiegen. Die Importpreise stiegen im Juni 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat erstmalig wieder seit Jahresbeginn 2023. Die letzte Meile der Inflationsbekämpfung wird holprig.
Die derzeitigen Containerpreise sind zwar nur halb so hoch wie die Spitzenwerte während der Pandemie. Solange die geopolitischen Unsicherheiten aber bestehen bleiben, steht der Seeschiffsverkehr und damit der Welthandel weiterhin stark unter Druck. Dass Reedereien den Umweg von 6.000 Kilometern um das Kap der Guten Hoffnung in Kauf nehmen, zeugt von der außerordentlichen Gefahrenlage im Roten Meer. Dies sind keine guten Aussichten für den deutschen Außenhandel.