Mittwoch, 3. Dezember 2025

Geschlossenheit zeigen: Die Unsäglichkeiten Russlands in die Feder Trumps diktiert dürfen nicht Wirklichkeit werden


Europa im Prüfstand: Wie die EU die Ukraine schützen – und Trumps Druck ausbalancieren kann

Mitten in einer Phase geopolitischer Unsicherheit steht die Ukraine vor einer doppelten Herausforderung: der militärischen Bedrohung durch Russland und der politischen Unklarheit in den USA. Seit in Washington Pläne kursieren, die Kiew zu weitreichenden Zugeständnissen drängen könnten, wächst in Europa die Sorge, dass die Ukraine zwischen Großmachtinteressen zerrieben wird.
Dabei zeigt sich zunehmend: Die EU könnte zur entscheidenden Stabilitätskraft werden – politisch, wirtschaftlich, diplomatisch und organisatorisch.

Politische Geschlossenheit: Europas unterschätzte Machtressource

Während die USA zwischen unterschiedlichen Kursen pendeln, besitzt die EU eine Stärke, die oft übersehen wird: die Fähigkeit, mit einer gemeinsamen Stimme zu sprechen.
Eine europäische Leitlinie zu territorialer Integrität, Sicherheitsgarantien und künftigen Verhandlungsformaten würde Selenskyj die Rückendeckung geben, die er angesichts wechselnder US-Signale braucht.
Für die Ukraine wäre das mehr als Symbolik – es wäre politische Verlässlichkeit.

Wirtschaftliche Stabilität als Schutzfaktor

Europa bleibt der wichtigste Finanzierer der Ukraine. Haushaltsstützen, Wiederaufbauprogramme und technische Hilfe halten staatliche Strukturen funktionsfähig und geben der Bevölkerung Perspektiven, die über den Kriegsalltag hinausreichen.
In einem Konflikt, in dem Russland versucht, Institutionen zu destabilisieren, wirkt wirtschaftliche Stabilität wie ein langfristiger Schutzschirm.
Und: Die EU hat die finanziellen Instrumente, langfristig durchzuhalten – unabhängig von politischen Zyklen in Washington.

Diplomatie: Raum für selbstbestimmte Lösungen

Europa kann Verhandlungsräume schaffen, die nicht von US-Druck oder russischen Vorbedingungen dominiert werden. Ein europäisch geführtes, multilaterales Format – eingebettet in UNO-Strukturen, offen für Partnerstaaten – würde der Ukraine ermöglichen, ihre Interessen souverän zu vertreten.
Das wäre kein „europäischer Frieden“, sondern ein Prozess, der Legitimität schafft und die Risiken einseitiger Deals reduziert.

Militärische Unterstützung: besser organisieren statt eskalieren

Während europäische Länder Waffen liefern, liegt der strukturelle Engpass anderswo: in der Koordination.
Ein europäisches Logistik- und Abstimmungsformat könnte sicherstellen, dass bereits zugesagte Schutzmittel rechtzeitig eintreffen und dass Ausbildung, Transport und Wartung besser ineinandergreifen.
Das Ziel wäre nicht, den Konflikt auszuweiten, sondern die Ukraine verlässlich zu befähigen, sich zu verteidigen.

Und was tun mit Trump?

Ein möglicher oder realer Kurswechsel der USA stellt Europa vor die Frage, wie es die Ukraine vor abrupten politischen Entscheidungen schützen kann.
Drei Linien zeichnen sich ab:

  • Eigenständigkeit ausbauen: Hilfspfade, Garantien und wirtschaftliche Unterstützung aufbauen, die nicht vom Weißen Haus abhängen.

  • Kooperieren, wo möglich – abfedern, wo nötig: Mit Washington zusammenarbeiten, aber keine Pläne akzeptieren, die ukrainische Souveränität oder den Schutz Europas aushöhlen.

  • Internationale Partner breiter einbinden: Kanada, Japan, Türkei, Großbritannien und UNO-Formate können helfen, den amerikanischen Einfluss auszubalancieren. Die Türkei unterstützt die Ukraine bei der Rückholung der Krim.

Es geht nicht darum, die USA zu ersetzen, sondern die Ukraine widerstandsfähig gegen politische Schwankungen zu machen.

Ein vorsichtiger Hoffnungsschimmer

Trotz der schwierigen Lage lässt sich ein positiver Trend erkennen:
Europa beginnt, sich nicht länger als Zuschauer, sondern als aktiver Gestalter eigener Sicherheit zu verstehen.
Die wirtschaftlichen Instrumente sind vorhanden, diplomatische Reichweite wächst, und viele internationale Partner begrüßen einen Ansatz, der nicht auf schnelle Abschlüsse, sondern auf belastbare Strukturen setzt.

Gelingt es der EU, politisch geschlossen und organisatorisch effizient aufzutreten, kann sie Selenskyj und der ukrainischen Bevölkerung das geben, was ihnen derzeit am meisten fehlt: Sicherheit, Verlässlichkeit – und eine echte Zukunftsperspektive.


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