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Dienstag, 10. Dezember 2024

Institut der deutschen Wirtschaft (IW): Deutschlands Wirtschaft kommt nicht aus den Startlöchern

 


IW-Konjunkturprognose für 2025: 0,1 Prozent


Hohe Kosten, politische Unordnung und viele Unsicherheiten: Die deutsche Wirtschaft kommt 2025 nicht aus der Krise, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auch die Arbeitslosigkeit dürfte weiter steigen.


(IW) Es hat etwas von einem Déjà-vu: Ein neues Jahr bricht an, die wirtschaftlichen Probleme und Lasten bleiben dieselben. Nach der neuen IW-Konjunkturprognose wird die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr nur um mickrige 0,1 Prozent wachsen – und das nach zwei Jahren Rezession.

Altbekanntes etwa in der Bauwirtschaft: Fast drei Jahre nach den Energiepreisschocks stehen hohe Bau- und Finanzierungskosten noch immer dem Neubau im Weg. Die Bauinvestitionen sind 2024 um fast vier Prozent gefallen, 2025 wird es mit einem Rückgang von mehr als zwei Prozent nicht besser.
Die Lage der Industrie ist alarmierend: Weil Arbeit und Energie in Deutschland besonders teuer und die Bürokratie besonders umfangreich sind, können die Industrieunternehmen immer weniger mit den Preisen der ausländischen Konkurrenz mithalten. Die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte sind seit 2020 um 40 Prozent gestiegen, die deutschen Exportpreise im gleichen Zeitraum um rund 20 Prozent.
Hinzu kommt die anhaltenden Investitionskrise. Die Ausfälle bei den Bruttoanlageninvestitionen belaufen sich seit Jahresanfang 2020 schon auf rund 210 Milliarden Euro. Vier von zehn Unternehmen wollen 2025 weniger investieren.
Dazu kommt, dass die politische Landschaft so turbulent ist wie selten zuvor. Nicht enden wollende Kriege und Konflikte, vier neue Jahre Trump, wachsender Protektionismus und geoökonomische Blockbildung und nicht zuletzt das Regierungsvakuum in Berlin: Auf unsichere Zeiten reagieren die Unternehmen mit Zurückhaltung.
Arbeitslosigkeit steigt weiter

All das verunsichert auch die privaten Haushalte: Im Jahresverlauf 2024 lag der private Konsum bislang nur minimal über dem Niveau des Vorjahres. Zwar haben sich Einkommen und Kaufkraft dank hoher Lohnabschlüsse und gesunkener Inflation gut entwickelt. Doch die Menschen halten in der Krise ihr Geld lieber zusammen. Und auch der Arbeitsmarkt macht wenig Hoffnung: Bei einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent wird es 2025 schon fast 3 Millionen Arbeitslose geben.

„Das ist schon lange keine konjunkturelle Verstimmung mehr, sondern eine schwerwiegende Strukturkrise“, sagt IW-Konjunkturchef Michael Grömling. „Die kommende Bundesregierung darf keine Zeit verlieren, den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen.“ Dazu gehöre eine Unternehmenssteuerreform, Anreize für eine Ausweitung des Arbeitsvolumens, Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung sowie der ernsthafte Abbau von unnötiger Bürokratie.

Bardt, Hubertus / Beznoska, Martin / Demary, Markus / Grömling, Michael / Henger, Ralph / Hentze, Tobias / Kolev-Schaefer, Galina / Obst, Thomas / Pimpertz, Jochen / Schäfer, Holger / Seele, Stefanie / Taft, Niklas, 2024, IW-Konjunkturprognose Winter 2024. Es wird nicht besser, IW-Report, Nr. 45, Köln