Mittwoch, 24. September 2025

Vorbereitung auf einen regionalen oder nationalen Extremfall

Vorbereitung auf den Katastrophenfall ist kein einmaliger Akt, sondern ein Lebensstil. Menschen sollen Vorräte erneuern, Fähigkeiten pflegen, Gemeinschaften aufbauen, und sich nicht als isolierte Helden sehen, sondern als Teil einer vertrauenswürdigen Gruppe, die im Ernstfall tragen und schützen kann.
Vertrauen, klare Regeln, geteilte Aufgaben und ein gemeinsamer Wertekern sind dabei die Säulen. Am Ende verbindet sich diese Haltung mit einer fast spirituellen Dimension: Vorbereitung wird zu einem Ausdruck des Glaubens an Freiheit, Verantwortung und das Weitergeben von Stärke an kommende Generationen.


Wenn Ausnahmefälle eintreten – sei es Naturkatastrophen, Pandemien, Krieg, Energieausfälle oder gesellschaftlicher Zerfall –, dann zeigt sich rasch, wie brüchig der Alltag ist. In solchen Momenten zerreißt das Netz der Normalität, und viele fallen in Schock, Ohnmacht oder Zynismus. Wer vorbereitet ist, hat nicht nur Nahrung im Keller oder ein Notstromaggregat im Schuppen, sondern auch einen Plan im Kopf und ein Netz von Menschen, auf das er zurückgreifen kann.

Einzeln betrachtet, sind Katastrophen immer Unikate – ein Erdbeben ist nicht wie eine Hyperinflation, und ein Stromausfall nicht wie eine Epidemie. Doch ihr gemeinsamer Nenner ist der Bruch der Routinen. Plötzlich sind Supermärkte leer, Handynetze tot, Krankenhäuser überfüllt, die Polizei überlastet. Dann entscheidet sich, ob man Opfer oder Gestalter der Lage ist.

Das romantische Bild des Einzelkämpfers ist eine Illusion. Wer glaubt, allein auf einer „Festung“ überleben zu können, verkennt die Dauer und Härte solcher Krisen. Ein Mensch kann nicht endlos Wache halten, Nahrung beschaffen und Verletzte versorgen. Eine Gruppe dagegen verteilt Lasten, schafft Kontinuität, hält Hoffnung wach. Auch die Bewaffnungslage ist zu klären. Wer verfügt über Waffen, Plünderer, Feinde und Streunende abzuwehren?


Begegnung mit Ausnahmefällen bedeutet daher:

  • Innere Vorbereitung: Disziplin und Geisteshaltung, nicht nur Panik-Käufe.

  • Praktische Vorsorge: Vorräte, Ausrüstung (Waffen), handwerkliche und medizinische Fähigkeiten.

  • Soziale Netzwerke: Verbindliche Gemeinschaften, die Ressourcen und Verantwortungen teilen.

  • Wertefundament: Freiheit, gegenseitiger Respekt, Vertrauen – als Bindeglied in der Krise.

  • Langfristigkeit: Vorbereitung nicht als „Notnagel“, sondern als Lebensstil, der Sicherheit gibt.


So verstanden, ist Vorsorge mehr als Überlebenstraining. Sie ist eine Kulturtechnik gegen das Chaos, ein stiller Widerstand gegen die Vorstellung, Menschen seien dem Schicksal ausgeliefert. Die Ausnahmefälle kommen gewiss – ungewiss bleibt nur, wann und in welcher Gestalt. Wer vorbereitet ist, verwandelt das Ungewisse in ein kalkulierbares Risiko und sich selbst in einen Träger von Stabilität, Hoffnung und Handlungsfähigkeit.

Kurz: Die Ausnahme wird dann nicht der Punkt, an dem alles zusammenbricht, sondern der Prüfstein, an dem sich die Stärke des Einzelnen und seiner Gemeinschaft erweist.

Konkrete Zahlen geben Orientierung und reduzieren Entscheidungsstress im Ernstfall. Daraus entstehen drei einfache Verhaltensregeln:
(1) Mache es realistisch (Vorrat an deine Familie anpassen),
(2) mache es regelmäßig und
(3) mache es sozial (teile Pläne mit Nachbarn / Gruppen).

So verwandelt sich Vorbereitung vom Einzelakt in eine dauerhaft wirksame Gemeinschaftsleistung — genau das, was im Ernstfall den Unterschied macht.


Konkreter Vorrats- und Aktionsplan
(pro Person)

A. Basisannahme

  • Zielvorrat: 10 Tage als Standardempfehlung (kann je nach Platz/Bedarf auf 14 Tage oder mehr ausgedehnt werden). 

B. Trinkwasser

  • Menge: 2 Liter Trinkwasser pro Person und Tag (für 10 Tage → 20 Liter). Zusätzlicher Bedarf für Kochen/Hygiene: mind. weitere 5–10 L einplanen, je nachdem wie viel gekocht/gewaschen werden muss. Lagerung: stabil verschlossene PET-Kannen, Wasserkanister oder gekaufte 5–10 L-Kanister. Markieren mit Einkaufs-/Ablaufdatum. BBK+1

C. Lebensmittel (Beispiel: Grundvorrat für 10 Tage / 1 Person; Mengen aus BBK-Checkliste / Ernährungsvorsorge)

BBK gibt eine beispielhafte 10-Tage-Tabelle (ca. 2.200 kcal/Tag). Passen Sie Mengen bei Kindern, Schwangeren, Erkrankten an. BBK+1

Kernmengen (pro Person / 10 Tage, gerundet):

  • Getreideprodukte (Nudeln, Reis, Kartoffeln, Brot in Dosen/Knäckebrot usw.): ~3,5 kg.

  • Gemüse & Hülsenfrüchte (Konserven, Gläser, vorgekocht): ~4,0 kg.

  • Obst / Nüsse (Konserven, Trockenobst): ~2,5 kg.

  • Milch & Milchprodukte (u. a. H-Milch, Milchpulver, Haltbares): ~2,6 kg (bzw. Äquivalent).

  • Fisch / Fleisch / Ei-Äquivalent (Konserven, Langzeitprodukte): praktikable Mengen für Proteinzufuhr (siehe BBK-Tabelle; konserviert oder haltbar verpackt).

  • Fette / Öl / Zucker / Salz / Gewürze: kleine Vorräte (Öl 0,5–1 L, Zucker 0,5–1 kg, Salz 0,5 kg).

  • Getränke zusätzl. (Tee, Instantgetränke): nach Bedarf.
    (Praktische Checklisten mit genauen Artikelvorschlägen liefert die BBK-Publikation und der Vorratskalkulator.) 

Hinweis zur Auswahl: bevorzugen Sie möglichst verzehrfertige Konserven (Dosen, Gläser), lange haltbare Produkte (H-Milch, Milchpulver), getrocknete Hülsenfrüchte und energiereiche Lebensmittel (Reis, Nudeln, Haferflocken). Achten Sie auf familiäre Essgewohnheiten, Allergien und Medikamente.

D. Notgepäck / Evakuierungsrucksack
(BBK-Empfehlung)

Packen Sie zusätzlich ein leicht transportables Notgepäck (für 48–72 Std. / Evakuation). Inhalt (Kurzfassung):

  • Persönliche Medikamente (10 Tage Vorrat oder Rezepte), Hausapotheke, Blutstillungsmaterial, Pflaster.

  • Batteriebetriebenes Radio, Ersatzbatterien / Powerbank / Solar-Charger.

  • Verpflegung für 2 Tage in staubdichter Verpackung, Wasserflasche, Essgeschirr, Dosenöffner, Taschenmesser.

  • Taschenlampe, Ersatzbatterien, Schlafsack/Decke, Wechselkleidung, Wetterschutz, Arbeitshandschuhe.

  • Dokumentenmappe (Ausweis, Versicherungen, Notfallkontakte, Impfpass-Kopie) in wasserdichter Hülle. 

E. Medizin & Gesundheit

  • Persönliche Dauermedikamente: Vorrat für mind. 10 Tage (besser 30 Tage, wenn möglich). Rezeptkopien bereithalten.

  • Erste-Hilfe-Set: Pflaster, Verbandmaterial, Desinfektionsmittel, Schmerzmittel, Fieberthermometer. Besuchen Sie einen Kurs in Erster Hilfe / taktischer Erster Hilfe. 

F. Energie & Kochen ohne Strom

  • Powerbank(n) mit hoher Kapazität, Solar-Ladegerät.

  • Camping-Gaskocher + Ersatzkartuschen oder Spirituskocher; Feuerzeuge/Streichhölzer trocken lagern.

  • Kerzen, Stirnlampe, Reservebatterien.

  • (Wer Generatoren nutzt: sichere Betriebsanleitung beachten, Brennstofflagerung brand-/raumgerecht.)

G. Sicherheit & Gemeinschaftliches Vorgehen

  • Klare, schriftliche Absprachen mit Nachbarn/Gruppe (Treffpunkt, Verantwortlichkeiten, Kommunikationsplan).

  • Rolle verteilen (Sicherheit, Medizin, Lebensmittel, Technik).

  • Regelmäßige Übungen / Treffen und gemeinsame Kontrolle des Vorrats (Rotation, Verbrauch). (Empfehlung: Planen Sie Gruppenabläufe vor einer Krise.) 

H. Lagerung & Rotation 

  • Lagerort: kühl (idealerweise <20 °C), trocken, dunkel; keine Lagerung direkt am Boden (Gefahr von Feuchte) und nicht im Keller, wenn Überflutungsrisiko besteht.

  • FIFO-Prinzip (first in, first out): neue Ware nach hinten stellen, ältere vorziehen. Etikettieren mit Einkaufsdatum / Mindesthaltbarkeitsdatum.

  • Prüfintervall: einmal pro Quartal kurz kontrollieren; Dosen auf Beulen prüfen, angebrochene Packungen verwenden. Ersatz / Auffüllen je nach Verbrauch bzw. 1× jährlich durchdrehen. 

I. Konkrete Sofort-Checkliste 

  • Wasser: 20 L pro Person vorrätig (10 Tage à 2 L). 

  • Lebensmittel: Grundsortiment (Getreide 3,5 kg; Gemüse 4 kg; Obst 2,5 kg; Milchprodukte 2,6 kg – pro Person für 10 Tage). 

  • Notgepäck gepackt (Medikamente, Radio, 2 Tage Verpflegung, Dokumente). 

  • Hausapotheke & Dauermedikamente (10+ Tage) geprüft. 

  • Kochoptionen ohne Strom vorhanden (Gaskocher/Spiritus), Feuerzeug/Streichhölzer, Powerbank.

  • Lagerplatz geprüft (kein Hochwasser-Risiko), Vorräte markiert & FIFO eingeführt. 

  • Nachbarschaftsnetz / 3-5 Vertrauenspersonen identifiziert (Rollen verteilt). 


Notfall-Checkliste für Kinder
(1 Person)

1. Wasser & Getränke

  • Trinkwasser 1-1,5 Liter pro Tag für 3 Tage (insgesamt 3-4,5 l)

  • Kinderfreundliche Elektrolytgetränke oder Saft: 0,5 l pro Tag (1,5 l)


2. Lebensmittel Babys und Kleinkinder

  • Fertigbrei / Babynahrung (je nach Alter) ca. 3 Gläschen pro Tag / 3 Tage (9 Gläser)

  • Kinder-Snacks, Müsliriegel, Kekse ca. 150–200 g pro Tag / 3 Tage

  • Getrocknete Früchte oder Nüsse (falls ab 3 Jahre) 50 g pro Tag / 3 Tage

    Lebensmittel Kinder
    30-50% der Erwachsenenmengen (Erfahrungswerte anwenden)


3. Medizin & Hygiene

  • Persönliche Medikamente, nach Gewicht dosiert

  • Fieberthermometer (digital)

  • Pflaster, sterile Kompressen, Mullbinden

  • Desinfektionsmittel kindgerecht

  • Windeln / Feuchttücher / Wickelunterlage (bei Säuglingen)

  • Kinderzahnbürste & Zahnpasta

  • Haarbürste / Kamm

  • Sonnenschutz (Lichtschutzfaktor ≥ 30)


4. Kleidung & Schutz

  • Wetterfeste Jacke / Hose

  • Unterwäsche & Socken 3–4 Sätze

  • Mütze / Handschuhe

  • Robuste Schuhe

  • Regenponcho oder leichte Regenjacke


5. Schlaf & Unterkunft

  • Schlafsack oder Decke kindgerecht

  • Luftmatratze / Isomatte (optional, altersabhängig)

  • Lieblingskuscheltier / kleine Decke für psychologischen Komfort


6. Sicherheit & Kommunikation

  • Taschenlampe / Stirnlampe, Batterien

  • Notfallarmband mit Name, Adresse, Telefonnummer der Eltern

  • Pfeife / kleines Signalgerät


7. Unterhaltung & psychologischer Schutz

  • Malblock, Stifte, kleine Spiele

  • Lieblingsbuch oder Bilderbuch

  • Hörspiel / MP3-Player mit Kopfhörern (optional)


8. Dokumente & Wichtige Unterlagen

  • Kopie von Ausweis / Gesundheitskarte

  • Impfpass

  • Kinderbetreuungsinformationen / Allergiehinweise


9. Optional

  • Kleine Taschenmesser / Multifunktionswerkzeug (nur bei älteren Kindern und unter Aufsicht)

  • Kleine Wasserflasche zum Mitnehmen



Notfall-Checkliste für Haustiere 

(1 Tier)

1. Wasser

  • Frisches Trinkwasser 50 ml pro kg Körpergewicht pro Tag (z. B. 5 kg Hund = 0,25 l/Tag → 0,75 l für 3 Tage)


2. Futter

  • Trockenfutter / Nassfutter, Menge wie gewohnt für 3 Tage vorrätig

    • Hund: 30–50 g pro kg Körpergewicht / Tag

    • Katze: 25–35 g pro kg Körpergewicht / Tag

  • Leckerlis / Snacks kleine Menge für Training / Motivation


3. Medikamente & Gesundheit

  • Regelmäßig benötigte Medikamente (Dosierung wie verschrieben)

  • Floh- / Zeckenschutz (falls saisonal notwendig)

  • Erste-Hilfe-Set für Tiere: Mullbinden, Wunddesinfektion, Pinzette

  • Impfpass / Tierarztkontakte


4. Hygiene

  • Katzentoilette + Streu für 3 Tage

  • Kotbeutel für Hunde für 3 Tage

  • Handtücher / kleine Decken zum Abwischen / Unterlage

  • Bürste / Kamm (falls Fellpflege nötig)


5. Sicherheit & Transport

  • Transportbox oder Leine / Geschirr

  • Halsband / Mikrochip-Nummer / ID-Tag

  • Decke oder Lieblingsspielzeug für Sicherheit


6. Schlaf & Unterkunft

  • Liegeplatz / Körbchen / Decke

  • Optional: kleines Zelt oder geschützter Bereich bei Evakuierung


7. Kommunikation & Notfallinfos

  • Kontaktinformationen Tierarzt / Notfallklinik

  • Notfallplan, falls Trennung von Haustier erforderlich


8. Optional

  • Extra Futter für 1 Tag Reserve

  • Wasser- und Futternapf, ggf. faltbar

  • Spielzeug zur Stressreduktion




Wo Sie offizielle Checklisten & Hilfen finden 

  • BBK — Ratgeber „Notfallvorsorge“ & Notgepäck/Checklisten (PDF mit 10-Tage-Tabelle): BBK-Publikationen. BBK+1

  • DRK / Rotes Kreuz – Hinweise zu Wassermengen (20 L / 10 Tage) und Notfallsets. DRK e.V.

  • Ernährungsvorsorge / Vorratskalkulator – genaue, kalorienbasierte Berechnung und Tabellen (1–28 Tage). ernaehrungsvorsorge.de

  • Verbraucherzentrale – Marktchecks, Lagerungsempfehlungen und Praxischecks. Verbraucherzentrale Sachsen

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