Beharrlich fordert Sahra Wagenknecht Frieden zwischen Russland und der Ukraine. Aber sie versteht die Bedeutung des Begriffs nicht, schreibt Margus Paaliste aus Estland in seinem offenen Brief "Liebe Sahra Wagenknecht, Ihren Frieden möchte ich nicht". Dort herrscht Angst vor einem Einknicken gegenüber Putin – denn die Esten wissen, was totalitäre Herrscher unter „Frieden“ verstehen.
Der estnische Journalist kritisiert in seinem offenen Brief Sahra Wagenknecht und schreibt: „Sie haben keine Ahnung davon, was so wichtige Begriffe wie Frieden und Freiheit wirklich bedeuten.“ Er beschreibt seine Angst vor einem Einknicken gegenüber Putin: „Die Esten wissen, was totalitäre Herrscher unter ‚Frieden‘ verstehen.“ Er äußert seine Besorgnis über Wagenknechts Haltung: „Sie untergraben den gemeinsamen euro-atlantischen Kampf gegen den schrecklichsten Diktator, den Europa seit Stalin und Hitler gesehen hat.“
Der estnische Journalist beschreibt seine Besorgnis über Sahra Wagenknechts Friedensforderungen und die Reaktionen der Zuhörer: „Als ich mit Leuten sprach, die anwesend waren, um Ihnen zuzuhören, stimmten diese Ihnen zu. Sie sagten, das Einzige, was sie im Moment wollten, sei Frieden.“ Er betont, dass dies ein „völlig falsches Verständnis von Frieden“ sei und kritisiert Wagenknechts Aufrufe, sich in der NATO zurückzuhalten und Sanktionen gegen Russland abzubauen: „Das zeigt, dass Sie leider immer noch nicht verstanden haben, wie wichtig der Krieg in der Ukraine ist, und vor allem, wie wichtig Freiheit ist.“ Er warnt davor, dass Frieden unter einem totalitären Führer wie Putin nicht möglich sei: „Um aber einen wirklichen Frieden zu schließen, kann man nicht mit einem totalitären Führer verhandeln, ohne ihn für seine früheren Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.“
Paaliste diskutiert die Gefahren eines Friedensschlusses mit Russland unter der gegenwärtigen Herrschaft Putins. Es wird betont, dass ein solcher Frieden ohne den vollständigen Abzug der russischen Streitkräfte aus der Ukraine und ohne Bestrafung der begangenen Kriegsverbrechen, wie die Deportation ukrainischer Kinder und die Ermordung von Zivilisten, nur dazu führen würde, dass Putin weitere Konflikte in Nachbarländern anstiften würde. Die Ideologie der Russki Mir („Russische Welt“) wird als zentrale Motivation für Putins Handlungen dargestellt. Auch nachfolgende Diktatoren können diesen Weg einschlagen.
„Wenn der Frieden hergestellt wird, ohne die russischen Streitkräfte vollständig aus dem Hoheitsgebiet der souveränen Ukraine zu vertreiben und ohne die Kriegsverbrechen – wie die Deportation zehntausender ukrainischer Kinder und die Ermordung unzähliger ukrainischer Zivilisten – zu ahnden, wird Putin eine weitere Gelegenheit finden, in einige der souveränen Nachbarländer einzumarschieren.“
Zusätzlich wird auf die persönliche Perspektive des Autors eingegangen, der, obwohl er in Estland in Frieden lebt, Bedenken hinsichtlich der Freiheit und der Notwendigkeit, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, äußert.
Der Brief thematisiert die Sicherheitsbedenken der Esten angesichts der russischen Aggression und die Überlegungen zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Es wird diskutiert, diese Ausgaben auf fünf Prozent oder mehr zu erhöhen, trotz der möglichen negativen Auswirkungen auf die Lebenshaltungskosten und Steuern. Der Autor betont, dass er lieber höhere Preise zahlt, als in Angst vor russischen Bomben zu leben. „Ich zahle lieber zwei Euro für ein Brot, als verzweifelt nach Essen zu suchen, während ich vor den russischen Bomben flüchte.“ Oder: „In den letzten zwei Jahren haben unsere Gemeinden über 100 öffentliche Plätze ausgewiesen, die als Unterkünfte genutzt werden könnten, wenn russische Bomben auf unserem Boden einschlagen.“ Und hier nennt er die permanente Urangst der Esten beim Namen: „Wir haben eine Art versteckte Angst, dass eine weitere russische Invasion stattfindet, wenn Menschen an die Macht kommen, die die Bedeutung des Krieges unterschätzen.“
Margus Paaliste äußert auch Bedenken über den Wunsch nach schnellem Frieden nach dem Diktat Puitins, den er als potenziell gefährlich ansieht, und stellt klar, dass er einen anderen Frieden wünscht: „Liebe Sahra Wagenknecht, auch ich wünsche mir Frieden. Aber nicht Ihren Frieden, sorry.“