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Freitag, 12. September 2025

Was will dieser russische Drohnenangriff auf Polen?


1. Faktenlage

Am 9.–10. September 2025 drangen zwischen 19 und 23 russische Drohnen in den polnischen Luftraum ein; einige wurden von polnischen und NATO-Jets abgefangen, mindestens ein Wohnhaus wurde getroffen1.

2. Attribution und Absicht

  • Wahrscheinlich absichtlich oder grob fahrlässig: Die Zahl und Koordination der Drohnen spricht gegen einen bloßen Navigationsfehler2.

  • Russlands Linie: Moskau weist Verantwortung zurück, Belarus sprach von „Kontrollverlust“3.

  • Westliche Bewertung: eher Test oder Provokation zur Prüfung der NATO-Reaktion4.

3. Technische Merkmale der Drohnentypen

Berichten zufolge wurden vor allem Shahed-136 (russ. Geran-2) eingesetzt:

  • Reichweite bis zu 2.000 km, Sprengkopf ~40 kg.

  • GPS-Navigation, aber anfällig für elektronische Störungen.

  • „Loitering munition“: kreist über Zielgebiet, sucht Schwachstellen, greift dann an5.
    Auch kleinere Aufklärungsdrohnen (Orlan-10) wurden beobachtet; diese können zur Zielmarkierung dienen6.

4. NATO-Rechtsrahmen

  • Artikel 4: Konsultation. Ein Mitglied kann jederzeit Beratungen beantragen, wenn seine Sicherheit bedroht ist. Polen tat dies bereits mehrfach.

  • Artikel 5: „Bewaffneter Angriff“ auf ein Mitglied = kollektive Verteidigungspflicht. Aber: kein Automatismus, sondern politischer Beschluss des NATO-Rates. Jeder Staat entscheidet Form und Umfang seiner Beiträge7.
    Im aktuellen Fall läuft nur Artikel 4; Artikel 5 wurde bewusst nicht aktiviert.

5. Schlussbefund

  • Wahrscheinlichkeit: Gezielte Provokation oder rücksichtsloser Teil einer größeren Angriffswelle.

  • Politische Bedeutung: Ernste Eskalation, aber (noch) unterhalb der Schwelle zum kollektiven Verteidigungsfall.

  • Risiko: Jede Wiederholung erhöht die Gefahr eines NATO-Russland-Zusammenstoßes.


    Timeline — Drohnenvorfall in Polen
    (9.–10. Sept. 2025)

    Zeiten in MEZ. Quellen am Ende jedes Eintrags.
    23:30 – 00:00 Uhr (9. Sept.)
    Erste Luftraumverletzungen in östlichen Grenzregionen Polens (Lublin, Podlachien).
    Quelle: Wikipedia
    spätere Nacht (9.–10. Sept.)
    NATO- und polnische Jagdflugzeuge werden alarmiert; Flugplätze in Lublin & Rzeszów-Jasionka teils gesperrt; Regionen: Lublin, Podlachien, östliches Masowien.
    Quelle: Reuters
    Über Nacht bis frühmorgens
    Etwa 19 Objekte im polnischen Luftraum; Abschüsse in Lublin, Podlachien, südliches Lublin Voivodeship; Trümmer/Wracks gefunden.
    Quelle: Reuters
    02:00 – 04:00 Uhr
    Trümmerfunde und Schäden: Wyryki-Wola, Lublin Voivodeship; Regionen: Lublin, Podlachien.
    Quelle: ABC News
    Frühmorgens, bis ca. 06:30 – 06:45 Uhr
    Letzte Abschüsse durch NATO/Polen; Regionen: Lublin, Podlachien, südliches Masowien; Unterstützung durch Niederlande & Belgien.
    Quelle: Wikipedia · NATO
    10. Sept., tagsüber
    Polen ruft NATO-Artikel 4 ein; Konsultationen und Sicherheitsrat-Beratungen; betroffene Regionen: gesamtes Polen, besonders Ostpolen.
    Kurzkommentar: Zeitangaben beruhen auf Medien- und NATO-Berichten. Konsolidierte offizielle Angaben: ~19 Objekte, 3 bestätigte Abschüsse, mehrere Wrackteile (~7) in Lublin, Podlachien und südlichem Masowien.

Quellen

  1. Reuters: „Polish jets intercept Russian drones over Lublin region“, 10.09.2025.

  2. Carnegie Endowment, Einschätzung zur Navigationslogik der Shahed-Drohnen, September 2025.

  3. Belta (Minsk) – belarussische Regierungsdarstellung, 11.09.2025.

  4. Institute for the Study of War (ISW), Russia Situation Report, 12.09.2025.

  5. Royal United Services Institute (RUSI), „Shahed-136 Technical Profile“, 2024.

  6. NATO StratCom Centre of Excellence, „Orlan-10 as a Tactical Asset“, 2023.

  7. North Atlantic Treaty, Art. 4 und 5; NATO-Website, Legal Framework, abgerufen 2025.