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Foto: BBC |
Am östlichen Mittelmeer herrscht gespannte Stille. Im Süden Israels zischen Raketen durch die Nacht, Tel Aviv und andere bereits getroffene Städte stellen sich auf noch mehr Konflikt ein. In Teheran bereiten sich Tausende Freiwillige auf eine mögliche Generalmobilmachung vor. Der schwelende Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist zur offenen Konfrontation geworden – mit Auswirkungen, die weit über die Region hinausreichen.
Israel und Iran könnten unterschiedlicher kaum sein. Israel eine hochtechnologisierte Demokratie mit westlicher Rückendeckung und moderner Luftabwehr. Iran eine ideologisch gefestigte Regionalmacht mit massiven Bodentruppen und einem Netzwerk aus Stellvertretermilizen.
„Israel ist wie ein Skalpell – präzise, schnell, tödlich. Der Iran gleicht einem Vorschlaghammer“, meint ein westlicher Militäranalyst. Doch in einem langwierigen Krieg zählen nicht nur Technologie und Präzision – sondern auch Ausdauer, Nachschub und Psyche.
Bereits jetzt sind in Syrien, im Südlibanon und im Irak Frontlinien gezogen. Die Hisbollah feuert aus dem Norden Raketen auf israelische Stellungen, während iranisch unterstützte Milizen US-Stützpunkte ins Visier nehmen. Die Gefahr eines regionalen Flächenbrands ist real – mit unvorhersehbaren Folgen für Millionen Zivilisten.
Doch die größten Detonationen finden nicht nur in der Wüste statt. Sie erschüttern auch die Finanzmärkte und Tankstellenpreise in ganz Europa.
Mit jeder weiteren Eskalation steigt der Preis für ein Barrel Rohöl. Die Straße von Hormus – durch die ein Fünftel des Weltöls transportiert wird – ist zunehmend bedroht. Deutschland spürt das sofort: Die Inflation steigt, Tankstellenpreise klettern, Heizkosten explodieren. Zugleich wächst die Sorge um eine neue Flüchtlingswelle – ein Déjà-vu für Politik und Bevölkerung.
Russland positioniert sich als vermeintlicher Vermittler – doch kaum jemand in Washington glaubt an Moskaus Neutralität. Zu eng sind die Verbindungen zu Teheran, zu nützlich die Ablenkung vom Ukraine-Krieg. Will Putin im Schatten dieses Konflikts das Baltikum oder Finnland einheimsen?
Die USA unterstützen Israel politisch und logistisch, betonen aber, nicht direkt militärisch beteiligt zu sein. Trump bezeichnete Israels Angriffe auf iranische Atomanlagen als „exzellent“ und erklärte, man sei vorab informiert gewesen, habe aber kein Veto eingelegt.
Vor wenigen Stunden hat sich die USA doch eingemischt: In der Nacht zum Sonntag, dem 22. Juni 2025, haben die USA drei iranische Atomanlagen in Fordo, Natans und Isfahan angegriffen. Der Angriff erfolgte mit Tarnkappenbombern vom Typ B-2 mit bunkerbrechenden Bomben sowie mit Marschflugkörpern. Laut US-Präsident Trump wurden die Anlagen vollständig zerstört, um eine nukleare Aufrüstung des Iran zu verhindern.
Die Wirkung war massiv: Neben der Zerstörung der Anlagen stieg die Spannung im Nahen Osten dramatisch. Der Iran bestätigte die Angriffe, sprach jedoch von geringeren Schäden und drohte mit Vergeltung. International wurde der Angriff als gefährliche Eskalation gewertet, unter anderem vom UN-Generalsekretär. Auch wirtschaftlich zeigten sich Folgen, etwa durch steigende Ölpreise und Risiken für den Schiffsverkehr in der Straße von Hormus.
Die USA behalten sich weitere Angriffe vor, sollten iranische Atomanlagen nicht zerstört sein.
China betont offiziell seine Rolle als Friedensvermittler im Nahostkonflikt, vermeidet jedoch offen Kritik an Israel, um die Beziehungen zu den USA nicht zu gefährden.
Hinter dieser diplomatischen Fassade verfolgt Peking eine doppelte Strategie: Wirtschaftlich nutzt es die Abhängigkeit des Iran durch den rabattierten Ölimport gegen Bezahlung in Renminbi/Yuan, die chinesische Währung, während es geopolitisch Alternativrouten zur Straße von Hormus erschließt. Die neue Seidenstraße durch Zentralasien wird ausgebaut.
In der globalen Kommunikation inszeniert sich China als neutrale Kraft, nutzt aber gezielt antiwestliche Narrative – insbesondere gegenüber dem Globalen Süden. So bleibt China im Hintergrund aktiv und absichtsvoll – nicht als Vermittler, sondern als strategischer Architekt seiner eigenen Interessen.
Deutschland steht fest an der Seite Israels – aus historischer Verantwortung und sicherheitspolitischer Überzeugung. Waffenlieferungen, politische Rückendeckung und öffentliche Solidaritätsbekundungen unterstreichen diese Haltung. Zugleich bemüht sich Berlin, als vermittelnder Akteur gegenüber Teheran aufzutreten: durch intensive diplomatische Kontakte, Gesprächsinitiativen mit Frankreich und Großbritannien sowie die größte EU-Vertretung in Teheran.
Ziel ist es, einen neuen Eskalationsschub zu verhindern, das iranische Atomprogramm einzuhegen und regionale Stabilität zu fördern. Innenpolitisch wächst die Sorge vor antisemitischen Reaktionen, während geopolitisch steigende Energiepreise und neue Migrationsbewegungen Berlin unter Handlungsdruck setzen.
Deutschland agiert als transatlantisch verwurzelter Brückenbauer – mit klarer Loyalität zu Israel und diplomatischer Offenheit gegenüber Teheran
Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist kein lokaler Krieg –
er ist ein geopolitischer Seismograph. Was heute in Tel Aviv oder
Isfahan geschieht, hallt morgen in Berlin, Washington und Peking
nach. Es bleibt die Frage, ob die Welt diesen Kurs der Konfrontation
stoppen kann – bevor aus regionalem Funken ein globales Feuer wird.
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