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Samstag, 26. Juli 2025

Migrationsverfolgung in den USA 03

www.freepik.com
„Wohnraum als Druckmittel“


Die Wohnsituation von Immigrant*innen unter der aktuellen Regierung von Donald Trump hat sich seit seiner Rückkehr ins Amt im Januar 2025 spürbar verschärft. Wohnraum steht dabei im Zentrum einer Strategie, die zunehmend nicht dem Schutz, sondern der Abschreckung dient.

Beginnen wir mit jener Gruppe, die weitgehend unberührt bleibt: US-Staatsbürger*innen mit MigrationshintergrundSie genießen weiterhin vollen Zugang zu staatlich gefördertem Wohnraum, etwa durch Programme wie „Section 8“ und „Public Housing“[1]. Darüber hinaus profitieren sie teilweise von neuen Steuererleichterungen und Zuschüssen für die Mittelschicht.

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Section 8 ist ein Wohngutscheinprogramm, bei dem einkommensschwache Haushalte bis zu 70 % der Mietkosten erstattet bekommen. Sie dürfen sich ihre Wohnung auf dem privaten Markt aussuchen und bezahlen etwa 30 % ihres Einkommens – der Rest wird vom Staat übernommen.

Public Housing bezeichnet staatseigene Wohnanlagen, die direkt durch Behörden verwaltet werden. Auch hier zahlen die Mieter rund 30 % ihres Einkommens. Die Gebäude befinden sich oft in urbanen Gebieten und sind teilweise stark sanierungsbedürftig.

Betroffene Gruppen

  • DACA-Jugendliche verlieren ihren rechtlichen Schutz, was zu Wohnungslosigkeit führen kann
  • SIJS-Antragsteller leben häufig in überbelegten oder temporären Camps
  • Undokumentierte Personen meiden Mietverträge aus Angst vor Behörden → inoffizielle Unterbringung (Garagen, Keller etc.)

Entwicklung des Wohnungsmarkts

BundesstaatMedian HauspreisMedian MieteVeränderung
Kalifornien$884.350$2.850–$3.200+3.5 %
Texas$356.700$2.069+0.8 %
Florida$378.000$2.069−4.3 %

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Ganz anders stellt sich die Situation für legal im Land lebende Immigrant*innen dar – etwa mit Green Card, Asylstatus oder den speziellen Schutzprogrammen DACA und SIJS.

  • DACA (Deferred Action for Childhood Arrivals) schützt junge Menschen, die als Kinder ohne Papiere in die USA kamen, vor Abschiebung und erlaubt ihnen zu arbeiten[2].
  • SIJS (Special Immigrant Juvenile Status) bietet Minderjährigen, die von einem oder beiden Elternteilen misshandelt, vernachlässigt oder verlassen wurden, einen Weg zur Green Card[3].

Besonders DACA- und SIJS-Jugendliche, meist aus Ländern wie Mexiko, El Salvador, Guatemala oder Indien, verlieren derzeit ihren Status oder ihre Arbeitserlaubnis. Das hat direkte Konsequenzen für ihren Zugang zu stabilem Wohnraum.

Asylbewerber*innen werden in sogenannte „Humanitäre Camps“ untergebracht – abgelegene Anlagen, meist in Grenznähe, mit provisorischen Wohncontainern oder Zelten, eingeschränkten sanitären Bedingungen und kaum verfügbarem rechtlichen Beistand[4].

Noch schwieriger ist die Lage für undokumentierte Immigrant*innen. Sie haben keinen Zugang zu staatlichen Wohnprogrammen und meiden oft formelle Mietverträge aus Angst vor den Behörden. Viele leben in informellen Notunterkünften – darunter Garagen, Keller oder überbelegte Wohnungen[5]. Die Qualität dieser Wohnräume ist besorgniserregend: mangelnde Isolierung, Schimmelbildung, fehlende Heiz- und Kühlsysteme. Besonders problematisch ist die neue Regelung, wonach Vermieter*innen gesetzlich verpflichtet sind, Mieterdaten an Behörden weiterzuleiten[6].

Eine besonders betroffene Gruppe sind sogenannte „mixed-status households“ – also Familien, bei denen etwa ein Elternteil keine Papiere hat, die Kinder aber US-Staatsbürger*innen sind. Trumps Regierung plant, diese Haushalte komplett von öffentlicher Wohnraumförderung auszuschließen – selbst für die legalen Mitglieder[7]. Über 58.000 Kinder, davon rund 56.000 mit US-Staatsbürgerschaft, droht der Verlust ihrer Wohnung.

Auch das Herkunftsland spielt eine indirekte Rolle. Immigrant*innen aus Lateinamerika, der Karibik und Teilen Asiens sind überproportional betroffen – durch erhöhte Abschiebungsraten, Einschränkungen bei Sozialleistungen und subtile Diskriminierung im Wohnungsmarkt[8].

Neben den sozialen Auswirkungen zeigen sich deutliche Effekte auf den US-Wohnungsmarkt selbst. Die massenhafte Deportation von Arbeitskräften führt zu Personalmangel im Bauwesen – ein Sektor, in dem viele undokumentierte Immigrant*innen tätig sind. Gleichzeitig treiben neue Zölle auf Baumaterialien wie kanadisches Holz und chinesischen Stahl die Kosten in die Höhe[9].

In Städten mit hoher Immigrantendichte steigen die Preise für Wohnraum deutlich. Diese Entwicklungen machen deutlich: Die Wohnraumkrise betrifft längst nicht nur Immigrant*innen – doch ihre Situation ist besonders prekär. Trumps Politik instrumentalisiert Wohnraum gezielt als Mittel der Ausgrenzung und Kontrolle. Damit wird ein elementares Menschenrecht – das Recht auf ein sicheres Zuhause – zum politischen Hebel.

Die USA stehen vor einer grundlegenden Frage:
Ist Wohnraum ein Schutzgut für alle – oder wird er zum Werkzeug der Spaltung?



Quellen

[1]: US News – Trump Links Immigration to Housing Prices
[2]: American Immigration Council – DACA Overview
[3]: ILRC – What is SIJS?
[4]: The Hill – Trump’s Housing Policy & Tariffs
[5]: Global Property Guide – USA Housing Overview
[6]: HousingWire – Trump’s Housing Actions
[7]: The Intercept – Mixed Status Evictions
[8]: Wharton ESG – Trump Blames Immigrants for Housing Crisis
[9]: Marketplace – Trump’s Housing Policy