Montag, 6. Februar 2012

Sind Moselbrücken sexy und förderlich für gute Lagen?

(SV)  Sexy und förderlich für gute Lagen? Ja, so stand das in der Zeitung, Wein gedeiht auch im Schatten der Brücken. Was soll's? Auch wenn US-amerikanische und britische Weinkritiker sowie französische Gourmets der Meinung sind, eine Brücke die stört, nein, unsere Moseler Winzer haben ganz eigene Ideen.
Die Qualität des Mosel-Rieslings, nein, die Qualität des gesamten deutschen Rieslings sei in Gefahr, schrieben die Kritiker. 

Als vor knapp 40 Jahren, 110 Kilometer flussabwärts von der neuen Hochbrücke zwischen Winningen und Dieblich an der Untermosel eine Autobahnbrücke gebaut wurde, schrie niemand. Umweltverbände oder grüne Politiker existierten noch nicht. Und Anfang der 1970er-Jahre hatte man eh andere Vorstellungen, ästhetische Umweltgestaltung wie in anderen schmucken historischen Gebieten war noch nicht angekommen.
Heute sieht man das entspannt, denn die Lagen im Schatten der Winninger Moseltalbrücke, Uhlen oder Röttgen, bringen ebenfalls Spitzengewächse hervor und sind weltweit berühmt. Dass der Bau des Hochmoselübergangs – oder korrekt ausgedrückt der B 50 neu – den Niedergang des Mosel-Rieslings bedeuten kann, das sehen manche Winzer oder mit Wein Beschäftigte ganz locker. Witterungsprobleme machten mehr Ärger, weniger die heraufbeschworenen Gefahren von Eingriffen ins Erdreich, Wassersystem, Erdrutschen, Mineralstoffverlusten oder Oberflächenwasserschäden. 

Nein, ein Winninger Winzer sieht gar die sexy Beine seiner Autobahnbrücke gern und das Moderne betone den urigen Moselcharakter durch die Gegensätzlichkeit. Der Schattenwurf der Brücke für den Wein unter der Brücke bringt schon eher zum Nachdenken, aber angesichts der Klimaerwärmung sei es ja gar nicht so schlecht, dass die Reben etwas weniger Sonne bekommen, so Betroffene. Soweit die PR-Stimmen aus der Region, um Wirtschaft und Tourismus nicht zu schädigen ...

Allerdings ist man in Winningen auch der Meinung, dass die Brücke gar nicht notwendig sei. Volkswirtschaftlich wird sie als eine Verschwendung betrachtet. Vor 10 oder 15 Jahren hätte man protestieren sollen. "Aber da waren sich die sogenannten Meinungsführer noch zu fein.“ Das scheint aber auch der entscheidende Punkt zu sein: So viel Geld für eine überflüssige Brücke? Und strukturschwache Gebiete sind immer noch arbeitsmarktmäßig unterentwickelt? Andere Projekte müssen wegen einer solchen "Glanzidee" warten? Wer profitiert? Welche Großunternehmer haben das eingefädelt?

Zahlen aus dem TRIERER VOLKSFREUND:
Moseltalbrücke
Lage: Übergang der Bundesautobahn 61 zwischen Winningen und Dieblich (Kreis Mayen-Koblenz)
Länge: 935 Meter / Höhe: 136 Meter
Verkehrsaufkommen: 43 000 Fahrzeuge/Tag

Hochmoselübergang
Lage: Übergang der Bundesstraße 50 zwischen Zeltingen-Rachting und Ürzig (Kreis Bernkastel-Wittlich)
Länge: 1,7 Kilometer / Höhe: 158 Meter
Verkehrsaufkommen (Hochrechnungsprognose für 2025): 25 100 Fahrzeuge/Tag

Freitag, 3. Februar 2012

Trendsetter Griechenland: Jetzt kommt bald Portugal! Wir müssen schon mal sparen ...

(SV) "... die Einigung im griechischen Schuldenpoker zwischen Banken und Regierung steht kurz bevor. Doch die Finanzmärkte vermag dieser staatlich verordnete Schuldenerlass nicht zu beruhigen. Die Investoren schreiben bereits den nächsten Staat ab - portugiesische Anleihen finden kaum noch Käufer. Die Wirtschaft schrumpft, die Defizite steigen, die Risikoaufschläge für die Staatsanleihen aus Portugal schwanken zwischen 15 und 17 Prozent. ... Schuldenschnitt auch für Portugal [?]." (Handelsblatt)

Mittwoch, 1. Februar 2012

Verbrauch wie Abermillionen von Pkw in der touristischen Schifffahrt

(SV) Der vom Naturschutzbund Deutschland verliehene Schmähpreis "Dinosaurier des Jahres 2011"geht an die Kreuzfahrtflotten von Aida und Tui Cruises. Ein einzelnes Schiff würde auf hoher See soviel Sprit verbrauchen wie fünf Millionen Autos auf der gleichen Strecke.

Dienstag, 31. Januar 2012

Die Freiheit des Internets bewahren!

(SV) Aufruf von Avaaz:

Liebe Freundinnen und Freunde, 



Ein neues globales Abkommen könnte Konzernen erlauben, alles, was wir im Internet tun, zu überwachen. Letzte Woche drängten 3 Millionen von uns erfolgreich die Zensurgesetze in den USA zurück -- wenn wir jetzt handeln können wir das EU-Parlament dazu bringen, das Abkommen zu begraben:



Klicken Sie hier, um zu unterzeichnen!
letzte Woche konnten 3 Millionen von uns Amerikas Attacke auf unser Internet vereiteln -- doch mit ACTA lauert eine noch größere Bedrohung. Unsere global agierende Bewegung für Internetfreiheit ist genau die Kraft, die diese Gefahr für immer aus der Welt schaffen kann.

ACTA -- ein weltweites Abkommen -- könnte Konzernen erlauben, das Internet zu zensieren. Es wurde von wenigen reichen Ländern und mächtigen Konzernen ausgehandelt und würde einen neuen, nicht gewählten, “ACTA-Ausschuss” ins Leben rufen, der es privaten Interessen erlauben würde, alles, was wir online machen, zu überwachen und drakonische Bußgelder -- oder gar Gefängnisstrafen -- gegen alle zu verhängen, die angeblich ihren Geschäften schaden.

Das EU-Parlament hat gerade mit dem Ratifizierungsprozess für ACTA begonnen -- und ohne dessen Zustimmung würde der Angriff auf die Internet-Freiheit scheitern. Viele Parlamentarier haben sich schon früher gegen ACTA gestellt, doch einige sind unentschlossen -- geben wir ihnen den nötigen Stoß, damit sie das Abkommen verwerfen. Unterzeichnen Sie die Petition -- sobald wir 500.000 Unterschriften erreichen, überreichen wir die Petition spektakulär in Brüssel:

http://www.avaaz.org/de/eu_save_the_internet/?vl

Es ist empörend -- die Regierungen von 80 Prozent der Weltbevölkerung waren von den Verhandlungen um das Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) ausgeschlossen und ungewählte Bürokraten haben eng mit Konzern-Lobbyisten zusammengearbeitet um sich neue Regeln und ein viel zu mächtiges Vollzugsverfahren auszudenken. ACTA würde zunächst die USA, EU und 9 weitere Länder abdecken und dann auf die ganze Welt erweitert werden. Doch wenn wir die EU jetzt zu einem Nein bewegen, könnten wir dem Abkommen den Schwung nehmen und es schließlich ganz aufhalten.

Die repressiven Verordnungen könnten bedeuten, dass Menschen für das Teilen von Zeitungsartikeln oder das Hochladen eines Videos von einer Party, auf der urheberrechtlich geschützte Musik gespielt wird, bestraft werden. Verpackt als Handelsabkommen zum Schutz von Urheberrechten könnte ACTA darüber hinaus zum Verbot lebensrettender generischer Medikamente führen und den Zugang von Bauern zu Saatgut bedrohen. Und der Höhepunkt ist, dass der ACTA-Ausschuss eine Freikarte zum Ändern seiner eigenen Regeln hätte, ohne jegliche demokratische Kontrolle.

Mächtige Konzerninteressen drängen auf dieses Abkommen, aber das EU Parlament steht noch im Weg. Senden wir den Abgeordneten eine klare Botschaft, sich gegen die Lobbies zu stellen und für Internet-Freiheit einzutreten. Unterzeichnen Sie jetzt und erzählen Sie allen davon.

http://www.avaaz.org/de/eu_save_the_internet/?vl

Letzte Woche sahen wir, was wir gemeinsam erreichen können, als Millionen von uns die USA davon abhielten, ein Internetzensurgesetz zu verabschieden. Wir haben der Welt gezeigt, wie mächtig unsere Stimme sein kann. Erheben wir sie erneut, um gegen diese neue Bedrohung vorzugehen.
Voller Hoffnung und Entschlossenheit, 
Dalia, Alice, Pascal, Emma, Ricken, Maria Paz und das ganze Avaaz-Team 


Weitere Informationen: 
EU-Parlament beginnt Debatte um ACTA-Ratifizierung (Heise)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/EU-Parlament-beginnt-Debatte-um-ACTA-Ratifizierung-1421066.html
Warum ist ACTA so umstritten? Und warum sich Politiker und Bürger dafür interessieren sollten! (Digitale Gesellschaft)
http://digitalegesellschaft.de/2011/10/warum-ist-acta-so-umstritten-und-warum-sich-politiker-und-burger-dafur-interessieren-sollten/
US-Senator stoppt Pipa-Abstimmung (Spiegel)
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,810408,00.html
The secret treaty: Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) and Its Impact on Access to Medicines (auf Englisch)
http://www.msfaccess.org/content/secret-treaty-anti-counterfeiting-trade-agreement-acta-and-its-impact-access-medicines 

Sonntag, 29. Januar 2012

(SV) 


Mythos der Vergebung


Norbert Denef
netzwerkB – Positionspapier
Stand: 24. Januar 2012 (als PDF herunter laden)
Mythos der Vergebung
Immer wieder taucht im Zusammenhang mit der Aufarbeitung und Heilung von traumatischen Kindheitserlebnissen das Stichwort „dem Täter vergeben“ auf.
Es ist Zeit, mit verschiedenen Mythen aufzuräumen, die sich darum ranken.
Mythos 1
Vergebung/Verzeihung/Versöhnung gegenüber dem/der Täter_in bewirke eine Heilung bei erwachsenen Betroffenen von Gewalt in der Kindheit.
Viele Psychotherapierichtungen und leider auch einige Traumatherapierichtungen sehen es als krönenden Abschluss einer gelungenen Therapie an, wenn der/die Betroffene dem/der Täter_in vergibt. Oft wird auch von „Frieden schließen“ gesprochen. Doch was bedeutet diese Vergebung für die Betroffenen?
Aus Sicht des misshandelten Kindes im Erwachsenen bedeutet es, dass das Kind, das gerade zu reden begonnen hat wieder schweigen soll. Das ist besonders bei innerfamiliärer Gewalt verheerend, da nach Vergebung oft wieder, bzw. weiterhin Täterkontakt stattfindet, der erneut traumatisiert.
Aus Sicht der erwachsenen Betroffenen kann eine Vergebung zunächst eine gewisse Erleichterung verschaffen. Weil er/sie sich gegenüber dem/der Täter_in und leider auch gegenüber der Mehrheit der Gesellschaft nicht mehr schuldig dafür fühlen muss, dass er/sie nicht verzeihen “kann“. Die „Fähigkeit“ des Verzeihens wird als Tugend dargestellt. Und vielleicht ist es genau das Gegenteil: mangelnder Mut bzw. Fähigkeit, dem Druck des/der Täter_in und des Umfelds zu widerstehen. Einer tiefgreifenden Heilung aber steht die Vergebung im Wege, denn sie bedeutet eine Wiederholung des Traumas, weil durch die Vergebung genau die Machtverhältnisse wiederhergestellt werden, die während der Tat gegeben waren: ein/e Täter_in, der/die nicht belangt wird und kein schlechtes Gewissen haben muss und ein ohnmächtiges, schweigendes Opfer.
Diese Retraumatisierung wird dann noch verstärkt, wenn der/die Täter_in uneinsichtig ist und keine Reue zeigt. Das Opfer, das einem/r solchen Täter_in vergibt, erleidet enormen Schaden. Es muss alle Schuld auf sich nehmen. Und da die meisten Kindesmisshandler_innen uneinsichtig sind und schon gar keine Reue zeigen, ist es unverantwortlich, das „Heilmittel“ der Vergebung Opfern von Gewalt in der Kindheit zu empfehlen.
Mythos 2
Vergebung/Verzeihung/Versöhnung mache unsere Welt besser.
Hintergrund des Vergebungsmythos sind religiöse Traditionen (nicht nur des Christentums), die Masochismus idealisieren. Haltungen wie „die Welt ist ein Jammertal“, „Schlägt dir jemand auf die eine Wange, so halte ihm auch die andere hin“ oder die Verehrung von masochistischen Märtyrern haben sich trotz der Aufklärung in unsere Zeit hinübergerettet.
Der Mythos der Vergebung findet sich auch in allen spirituell/esoterischen Weltanschauungen, ist sogar ein wesentlicher Bestandteil derselben, weil durch Vergeben – vor allem den gewalttätigen Eltern -  die alte Weltordnung und die bestehenden Machtverhältnisse wiederhergestellt, bzw. aufrecht erhalten werden. So bleiben die Gläubigen und Jünger bei der Stange.
Derartige religiöse/spirituelle/esoterische Weltanschauungen sind zu einer Zeit entstanden, als das Individuum noch nicht die Chance hatte, ein eigenständiges, selbstgestaltetes und  unabhängiges Leben zu führen.
Das hat sich zwar grundlegend geändert, doch es gibt natürlich auch in der heutigen Zeit noch Menschen, die ein Interesse daran haben, dass andere Menschen durch Vergebung Opfer bleiben. Es ist nützlich für machtgierige Politiker_innen, wenn Menschen ihr Leben lang Opfer bleiben. Opfer lassen sich ausbeuten und begehren nicht auf. So nützt die Religion der Politik und umgekehrt.
Mit anderen Worten:
  • Vergebung unterstützt unterdrückende, ausbeuterische Machtverhältnisse
  • Vergebung nützt nur den Kindesmisshandler_innen und schadet den Opfern
Das ist keine Verbesserung für die Welt. Im Gegenteil.
Mythos 3
Vergebung vermindere Wut, Hass und Rache.
Das kindliche Gewaltopfer, das zur Vergebung und damit zum Schweigen gezwungen wird, kann die zur Misshandlung gehörigen Gefühle wie Wut, Hass und Rache nicht verarbeiten, es spaltet sie ab. Vergebung ist hier also gleichbedeutend mit Verdrängung.
Das Opfer speichert sie so lange in sich, bis er/sie dann als Erwachsene/r die Möglichkeit hat, Kindern Gewalt zuzufügen und sich somit an ihnen für die Gewalt seiner/ihrer Täter_innen zu rächen.
Folglich werden Wut, Hass und Rache durch Vergebung nicht vermindert, sondern nur auf die nächste Generation verschoben. So wird durch Vergebung die Gewalt und die Traumatisierungen in jeder Generation neu produziert.
Bestes Beispiel hierfür sind die pädokriminellen Priester, die schon aufgrund ihres Berufs allen vergeben mussten, die ihnen jemals Leid zugefügt haben. Sie haben ihren Täter_innen vergeben und rächen sich dafür an ihnen anvertrauten Kindern.
Natürlich findet die Weitergabe der Gewalt von Generation zu Generation vor allen Dingen in der Familie statt. Dort wird sie durch ein dichtes Netz von Vertuschung, hierarchischen Strukturen, Empathielosigkeit gegenüber Kindern und natürlich mit Hilfe religiöser Mythen wie dem der Vergebung ermöglicht.
Vergebung vermehrt also Wut, Hass und Rache.
Auch das ist keine Verbesserung der Welt. Genauso wenig wie die Neuproduktion von Traumaopfern in jeder Generation.

Mehr siehe Link und PDF oben

Donnerstag, 26. Januar 2012

Unterschriftenaktion gegen Landraub

(BRH)
Rettet den Regenwald                         e.V.

Sierra Leone: Landraub für Ölpalmen

Liebe Freundinnen und Freunde des Regenwaldes,
in Sierra Leone kämpfen die Bauern um ihr Land. Die luxemburgische Firma SOCFIN will darauf Ölpalmen für Biodiesel anbauen. Traditionelle Führer, Politiker und Funktionäre verscherbeln das Land der dort lebenden Kleinbauern und unterdrücken die Proteste der Menschen.
Die Biospritpolitik Deutschlands und der EU setzt auf massive Importe “grüner Energien”. Die Bevölkerung würde ihre Ernährungs- und Lebensgrundlagen verlieren. Auch die Artenvielfalt ist bedroht, denn auf den öden Ölpalm-Monokulturen finden Tiere und Pflanzen kaum Lebensraum.

Bitte unterstützen Sie die Menschen und nehmen Sie an unserer Aktion teil:

Jetzt                           unterschreiben

Unterschriften-Aktionen helfen sehr den Regenwald zu retten – unsere Proteste zeigen Wirkung. Lesen Sie unsere aktuellen Erfolge auf unserer Webseite und im Regenwaldreport.
Herzlichen Dank und beste Grüße

Klaus Schenck
Rettet den Regenwald e. V.
Jupiterweg 15
22391 Hamburg
040 4103804

info@regenwald.org
http://www.regenwald.org


Kontakt
Rettet den Regenwald e.V.
Tel.: 040 - 41 03 804
info@regenwald.org
www.regenwald.org
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BLZ 43060967
Kto. 2025054100
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Samstag, 21. Januar 2012

Krank im Job? OECD-Studie: 50 % aller Invaliditätsansprüche und hohe Arbeitsunfähigkeit wegen psychischer Probleme


(SV) - Jeder fünfte Arbeitnehmer leidet unter psychischen Erkrankungen. Drei Viertel der Betroffenen geben an, dieser Zustand beinträchtige ihre Produktivität und das Arbeitsklima. Zu diesem Ergebnis kommt ein heute veröffentlichter Report der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Sick on the Job? Myths and Realities about Mental Health and Work wertet Daten aus zehn OECD-Ländern aus (darunter Österreich und die Schweiz) und kommt zu dem Schluss, dass es neuer Ansätze bedarf, um psychisch labile Arbeitnehmer zu entlasten.
Psychische Probleme äußern sich häufig in Depressionen und Angstzuständen, und viele Betroffene haben noch keinen geeigneten Weg gefunden, mit ihrer Krankheit umzugehen.  Die Studie belegt aber auch, dass die verbreitete Annahme, Menschen mit psychischen Problemen könnten nicht am Arbeitsmarkt teilhaben, falsch ist: Zwar liegt die Beschäftigungsquote psychisch Kranker etwa 10 bis 15 Prozentpunkte unter jener von Menschen ohne Erkrankung, aber 55 bis 70 Prozent gehen dennoch einem Beruf nach. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass psychisch gestörte Menschen arbeitslos sind, doppelt so hoch wie bei gesunden Menschen.
Auch fällt auf, dass mittlerweile zwischen einem Drittel und der Hälfte aller neuen Invaliditätsansprüche auf psychische Krankheiten zurückzuführen sind. Wachsende Jobunsicherheit und Druck am Arbeitsplatz könnten dazu beitragen, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren noch verschärft. In vielen Ländern beziehen junge Menschen bereits nach wenigen Jahren im Berufsleben Invaliditätsleistungen. Einmal von diesen Leistungen abhängig, ist es für sie schwer, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzufinden.
Der Bericht benennt eine Reihe von Maßnahmen, die dabei helfen können, psychisch kranke Menschen besser in die Arbeitswelt zu integrieren: hoch auf der Liste stehen dabei gute Arbeitsbedingungen, die dazu beitragen, Stress zu vermeiden oder besser damit umzugehen. Die systematische Beobachtung von Krankheitsmustern und die Unterstützung der Arbeitgeber beim Konfliktmangagement könnten unnötige Entlassungen wegen psychischer Probleme verhindern.
Die meisten geistigen Störungen lassen sich durch fachgerechte Behandlung mindern.  Die Gesundheitssysteme vieler Länder sind allerdings primär darauf eingerichtet, Menschen mit schweren psychischen Störungen, wie etwa Schizophrenie, zu behandeln. Auf diese Weise bleiben rund 70 Prozent aller Menschen mit moderaten psychischen Problemen ohne Behandlung. Ein stärkerer Fokus der Medizin auf verhältnismäßig schwächer ausgeprägte Krankheiten würde die Arbeitschancen der Betroffenen erheblich verbessern.

Dienstag, 17. Januar 2012

Rente mit 67 ist nichts anderes als das Vorenthalten von Renten bei vorausgegangener Misswirtschaft



(SV) Die propagierte Rente mit 67 führt unweigerlich zu größerer Altersarmut, denn die Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer haben sich kaum verbessert. Die stufenweise Einführung seit 1.1.2012 setzt diesen Mechanismus klar in Gang und ist für den Arbeitnehmer nicht nachzuvollziehen. Statt dass Beamte in den Rententopf einzahlen, werden Angestellte noch mehr um ihre Rente gebracht. Das System pumpt beim Normalbürger ab, um den Staatsbeschäftigten zu stützen, das geht nicht mehr länger!

Der Sozialverband VdK Deutschland hat dies klar erkannt und fordert für Millionen von Menschen die Einführung auszusetzen. Der allgemeine Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt geht an den meisten älteren Arbeitnehmern vorbei. Wenn nur 9,3 Prozent der 64-Jährigen einer Vollzeitbeschäftigung nachkommen, Frauen in dieser Altersgruppe sogar nur zu 5,5 Prozent, dann sind die Voraussetzungen für eine Anhebung der Regelaltersgrenze noch nicht gegeben“, so der VdK Deutschland.

„Wer künftig nicht bis 67 arbeiten kann, muss für zwei Jahre vorzeitigen Rentenbeginn zusätzliche 7,2 Prozent Renten-Abschlag in Kauf nehmen. Bevor man die Rente mit 67 startet, muss man zunächst dafür sorgen, dass Arbeitnehmer bis 65 gesund in einer Erwerbsarbeit bleiben, von der sie auch leben können. Was ja heute gar nicht gewährleistet ist, ganz im Gegenteil! Um die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten, brauchen wir mehr Weiterbildung und Gesundheitsförderung in den Unternehmen. Das machen aber nur ein Fünftel der Betriebe. Und sie müssen über 50 noch beschäftigen!

Der Versuch die Rente hinauszuzögern wird auch durch kleine Tricksereien am Rande unterstützt. Die Agentur für Arbeit hat in der Arbeitslosenstatistik knapp 105.000 Menschen gar nicht mitgezählt, die älter als 58 Jahre sind und seit mindestens zwölf Monaten Hartz IV beziehen, ohne ein Jobangebot bekommen zu haben. Diese Gruppe habe sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent vergrößert. Und sie wächst weiter. Die Vermittlungsleistung ist zu gering. Es werden nicht kooperativ Probleme gelöst, sondern neue geschaffen. Rente mit 67 geht nicht sozialverträglich, denn fast jeder Zweite geht in Frührente! Wir haben Rekordzahlen bei der Frührente: Fast jeder zweite Beschäftigte in Deutschland geht vorzeitig in den Ruhestand und nimmt dafür eine niedrigere Rente in Kauf. Im vergangenen Jahr bezogen demnach knapp 674 000 Versicherte erstmals eine Altersrente. 47,5 Prozent von ihnen oder fast 320 000 mussten Abschläge verkraften, weil sie nicht bis zum 65. Lebensjahr, der Regelaltersgrenze, gearbeitet haben. Fünf Jahre vorher waren es noch 41,2 Prozent gewesen, 2000 nur 14,5 Prozent. Bei Frührentnern fällt die Rente im Durchschnitt um monatlich 113 Euro geringer aus.

Durchschnittsrente                      Männer             Frauen       Renteneintrittsalter



Bundesdurchschnitt       
1049,27 €
528,23
60,5
Quelle: Deutsche Rentenversicherung, 2010, Angaben für die gesetzlichen Altersrenten, Stand:31.12.2008

Frührentner gehen statistisch gesehen drei Jahre und zwei Monate vorher in Ruhestand, um zusammen mit dem Partner im Alter mehr freie Zeit zu genießen. Viele haben Haus oder Wohnung abbezahlt, eine private Altersvorsorge und können die Abschläge finanziell verkraften. Arbeitsplätze werden früher frei und die Leute können ihr Leben noch mal frei leben. Beginnt die Rente bei 67 wären das noch mal weniger Rentenzahlungen bei längerer Arbeitszeit.   

 Das Bundesozialministerium behauptet dagegen, die Beschäftigungsquote der 60- bis 64-Jährigen sei von 16,6 Prozent (2005) auf 26,4 Prozent (2011) gestiegen. Auch gingen generell die Menschen später in Rente: Das Eintrittsalter sei im Schnitt auf 63,5 Jahre gestiegen. Das liegt wohl daran, dass der kühne Klimmzug in den Euro ein Armutsverstärker für die Mehrheit und eine Belastung für Schwache, Kranke und Rentner war, statt dass er spürbare Vorzüge brachte. Die Zeitungsausträger boomen, Rentner auf dem Supermarktsparkplatz, die die Einkaufswagen zusammenschieben undundund ..., weil es nicht reicht! Angesichts dieser Lebenserschwernisspirale ist die Rente meines Erachtens mit 67 mehr ein Affront gegen die Menschlichkeit im Alter und ein Finanzentricksen statt eine echte Chance für kreative Längerarbeit (die so gar nicht besteht!). Schlicht eine Zumutung!

Donnerstag, 12. Januar 2012

Morgengruß vom Handelsblatt

(SV) 25.11.2011: "...das Ende des Jobwunders naht: In den Problembranchen Energie und Banken - Eon minus 11.000 Stellen, Commerzbank minus 1.350, WestLB minus 1.000, Hypo-Vereinsbank minus 1.000 - geht es los. Aber es endet dort nicht: Nokia-Siemens minus 17.000, Opel minus 8.000 und auch bei Axa, Talanx, Q-Cells, MAN Roland und der Deutschen Telekom werden in diesen Tagen die Streichlisten zusammengestellt. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die, die jetzt angesichts eines bisher nur befürchteten Abschwungs ihren Personalbestand abbauen wollen, sich eine Sekunde des Nachdenkens gönnen: Für den, der seinen Job verliert, beträgt die Arbeitslosenquote 100 Prozent." Und für den, der schon lange arbeitslos ist natürlich auch!
Daher empfindet man es auch eher als einen Witz, wenn auch zahlenjonglierend vielleicht richtig, die aktuell in Rheinland-Pfalz propagierten 5,3 % Arbeitslosigkeit bei einem gleichzeitigen Heer von Kleinverdienern und Sozialgeldbeziehern... Arbeitsämter, die nichts vermitteln können, werden auch nicht frequentiert und sollen das auch gar nicht. Selbst zurechtkommen, heißt die Devise!
Und - lang lebe die Konjunktur, es tauchten dieser Tage Wachstumserwartungen mit einer 3 vor dem Komma auf ...

Samstag, 7. Januar 2012

Hochinteressante und enttarnende Hintergründe bei Abgeordnetenwatch.de

(SV) Im aktuellen Newsletter zu finden:

1. Steinbrück, Lauterbach und die Nebeneinkünfte (mehr...)
Karl Lauterbach und das Versteckspiel mit dem Nebenverdienst  (mehr...)
Vortragshonorare: Wie viel kostet ein Abgeordneter?  (mehr...)
Koalition bremst Transparenzregeln bei Nebeneinkünften aus  (mehr...) 


2. Getarnte Parteispenden, Rüstungsmillionen, Gratis-Limousinen 
Stückeln, bündeln, tarnen: Die Tricks mit den Parteispenden  (mehr...)
Rüstungskonzerne: Waffen für die Welt, Millionenspenden für die Parteien  (mehr...) 
Die größten Parteispender  (mehr...)

3. Politiker vs. abgeordnetenwatch.de: Einstweilige Verfügung und „rechtliche Klärung“ 
Mit einer einstweiligen Verfügung gegen Transparenz und öffentlichen Bürgerdialog  (mehr...)
Öffentlichkeit unerwünscht: Wie sich Kommunalpolitiker gegen Bürgerfragen auf abgeordnetenwatch.de wehren  (mehr...)
Neuer Antwortboykott – diesmal: Die Hessen-CDU  (mehr...)
Zumutung und Rechtsbruch: CDU Wiesbaden droht abgeordnetenwatch.de mit Klage  (mehr...)

4. Plagiate und falsche Doktoren auf abgeordnetenwatch.de 
Das Doktoren-Parlament: Titel, Dissertationen und Plagiate im Spiegel von Bürgerfragen  (mehr...)
Silvana Koch-Mehrin: Seit 2009 keine Ausschusssitzung mehr besucht  (mehr...)
Die Copy & Paste-Abgeordneten  (mehr...)

5. Bundestagsabstimmungen und Lobbyismus: Transparenz unerwünscht 
Bundestag: “Kein Bedarf” an transparenten Abstimmungen  (mehr...)
Der Fall Maschmeyer oder Die gefährliche Nähe zwischen Lobbyisten und Politikern  (mehr...)

Donnerstag, 5. Januar 2012

Grüße aus dem Frankenland


Das alte Jahr


Das alte Jahr vergangen ist,
das neue Jahr beginnt.
Wir danken Gott zu dieser Frist.
Wohl uns, das wir noch sind!

Wir sehen aufs alte Jahr zurück,
und haben neuen Mut.
Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Die Zeit ist immer gut.

Ein neues Jahr, ein neues Glück.
Wir ziehen froh hinein.
Und: Vorwärts, vorwärts, nie zurück!
Das soll unsre Losung sein.

                                      Hoffmann von Fallersleben


Ich wünsche Ihnen und Euch allen ein gesundes, neues Jahr 2012!
Viele liebe Grüße aus dem Frankenlande
Nicole Schulze

Mittwoch, 4. Januar 2012

Gespaltene Meinung in Sachen Offenheit und Rückzug von der Transparenz

(SV) Neues von abgeordnetenwatch: Wie unterschiedlich (und zum Glück) die Meinung innerhalb einer Partei sein kann, zeigt ein Beispiel aus der CDU.
Die  CDU Wiesbaden drohte aktuell abgeordnetenwatch.de mit Klage, die Bensdorfer CDU möchte die Befragung dagegen ausdrücklich:

Screenshot Blogartikel"Dass abgeordnetenwatch.de von Politikern oder Parteien gedroht wird, kommt hin und wieder vor. Die jüngste Drohung der CDU in Wiesbaden hat allerdings eine ganz neue Qualität. In einem Schreiben vom 2. November fordert uns der CDU-Justiziar auf, schriftlich zu erklären, dass wir die Aufnahme der CDU Wiesbaden auf abgeordnetenwatch.de „weder veranlassen noch vornehmen“. Andernfalls werde man dies einer „erfolgssicheren formalen Klärung zuführen müssen“ - was auf gut Deutsch heißt: vor Gericht ziehen. Hierzu muss man wissen, dass es abgeordnetenwatch.de für Wiesbaden noch gar nicht gibt. Das Neuartige bei dieser Drohung ist also, dass eine Fraktion sich schon einmal vorsorglich den Bürgerfragen entziehen will, notfalls per Gerichtsbeschluss.

Wie wir auf die Klageandrohung reagiert haben und was dies für ein künftiges abgeordnetenwatch.de-Projekt in Wiesbaden bedeutet, haben wir hier in unserem Blog zusammengefasst:
"Zumutung und Rechtsbruch: CDU Wiesbaden droht abgeordnetenwatch.de mit Klage"



Parteien setzen sich für abgeordnetenwatch.de in ihrer Stadt ein
Während sich die CDU in der hessischen Landeshauptstadt gegen einen öffentlichen Austausch mit den Bürgern zur Wehr setzt, gehen die Parteifreunde im knapp 100km entfernten Bendorf (Rheinland-Pfalz) den umgekehrten Weg. Dort setzt sich der CDU-Ortsverein für eine Befragung seiner Gemeinderatsmitglieder auf abgeordnetenwatch.de ein.
Immer häufiger sind es Politiker selbst, von denen die Initiative zum Start von abgeordnetenwatch.de in ihrer Stadt ausgeht. In Braunschweig wirbt die FDP für die öffentliche Befragung der Stadtratsmitglieder, im thüringischen Arnstadt engagiert sich die Linkspartei, in Dortmund und Chemnitz die Piraten. Sie möchten einen Konsens unter den Stadtratsfraktionen erreichen."


Was ist so schlimm an einer Befragung? Könnte es sein, dass Individualstimmen einen angeblichen Konsens gar nicht tragen? Könnte etwas ausgeplaudert werden, was den Bürgern nicht zu Ohren kommen soll? Leider gilt das auch für die Transparenzzusage der Koalition in Sachen Nebeneinkommen der Abgeordneten. Es käme wohl zu viel Unliebsames an die Öffentlichkeit:

"Koalition bremst Transparenzregeln bei Nebeneinkünften aus

Tabelle NebeneinkünfteEigentlich waren sich kurz vor Ostern alle Parteien im Bundestag einig: Die Nebeneinkünfte unserer Volksvertreter sollten transparenter werden. Bislang können Politiker hohe fünf- oder sechsstellige Einnahmen, z.B. aus Aufsichtsratsposten oder Buchhonoraren, hinter der Angabe „Einkünfte über 7.000 Euro“ verbergen. Damit sollte eigentlich Schluss sein. 

Doch von den großmundig angekündigten Plänen ist seit Monaten nichts mehr zu hören. Hinter den Kulissen gibt es auf einmal erbitterten Widerstand gegen die Transparenzregeln, was nur eines bedeuten kann: Die angebliche Einigkeit der Parteien hat es nicht gegeben. Ein Beteiligter gibt nun gegenüber abgeordnetenwatch.de offen zu: „In meiner Fraktion hat es erhebliche Einwände gegen die vorgeschlagene Lösung gegeben.“ Offenbar soll das Projekt jetzt heimlich still und leise in einer Kommission beerdigt werden.

Wie die Spitzenverdiener unter den Abgeordneten davon profitieren - jetzt in unserem Blogartikel:
"Koalition bremst Transparenzregeln bei Nebeneinkünften aus" "

Sonntag, 1. Januar 2012